Promovieren: Ja oder nein? Finde dein persönliches WARUM!

Du fragst dich, ob du promovieren solltest, und bist dir nicht sicher, ob du genug Motivation mitbringst, um die Doktorarbeit auch wirklich abzuschließen? Die wichtigste Frage, die du dir stellen solltest, ist die nach deinem persönlichen WARUM

Soll ich promovieren?

Die Entscheidung für oder gegen eine Promotion ist für die meisten keine einfache Entscheidung.

Eine Promotion beeinflusst schließlich einige Jahre deines Lebens, sie eröffnet Karrierewege und verschließt vielleicht andere und sie erfordert deine volle Aufmerksamkeit, was dir weniger Zeit für andere Dinge im Leben lässt.

Die Promotionszeit geht außerdem üblicherweise mit Höhen und leider auch Tiefen einher.

Da ist die Euphorie, wenn du einen Fachaufsatz gefunden hast, der dir genau die Antwort gibt, die du brauchst, um mit deiner Arbeit weiterzukommen. Da ist dieses Glücksgefühl, wenn dir deine empirischen Daten die Ergebnisse liefern, auf die du gehofft hattest.

Aber es gibt natürlich auch die Schattenseiten des Promovierendendaseins. Du liest Unmengen an Büchern und Fachaufsätzen und suchst nach den für dich relevanten Stellen... Und manchmal sind es leider nicht so viele wie gehofft. 

Du wühlst dich durch deinen eigenen empirischen Datendschungel und fragst dich, wie das alles jemals einen Sinn ergeben soll. Du verbringst Wochen damit, ein bestimmtes Thema aufzuarbeiten, schreibst Seite um Seite dazu... Und merkst erst später, dass es für deine Arbeit wohl doch nicht so relevant ist, wie zunächst gedacht.

Viele Aufgaben bis zum Fertigstellen deiner Doktorarbeit können auch ziemlich eintönig und einsam sein. Ich musste für meine Dissertation zum Beispiel 2.000 sprachliche Belege manuell analysieren – das hat mich Monate gekostet und mich zwischendurch fast wahnsinnig gemacht. 

Und dann sind da immer wieder die Momente, in denen dieser Berg an Arbeit, der noch vor einem liegt, einfach unbezwingbar aussieht. 

Eine Promotion ohne Höhen und Tiefen gibt es nicht. Jede*r Promovierende*r kennt das Wechselbad der Gefühle, das man im Laufe dieses Projektes erlebt.

Die Höhen sind natürlich toll. Aber wie du mit den Tiefen umgehst, entscheidet darüber, ob du deine Dissertation tatsächlich durchziehst, irgendwann fertigstellst und dein Ziel erreichst.

Viele angehende Promovierende sind sich aber unsicher, ob sie überhaupt das Durchhaltevermögen und die Motivation mitbringen, um diese schwierigen Phasen zu überstehen.

​Es gibt zwar jede Menge Motivationsstrategien und Methoden, um sich große Projekte in kleine Etappen zu unterteilen, die immer wieder zu Erfolgserlebnissen führen. Solche Arbeitstechniken sind sehr wichtig und gut. 

Aber am Anfang von allem steht dein persönliches WARUM.

​Dein persönliches WARUM wird dich auch in anstrengenden Phasen durchhalten lassen und dich dazu motivieren, dranzubleiben. Es ist deine wichtigste Motivationsstrategie. Und es gibt dir das Gefühl, dass du genau das tust, was du tun möchtest – auch, wenn du gerade 2.000 sprachliche Belege analysieren musst.

Also, was ist dein WARUM? Weshalb möchtest du promovieren?

Vier Gründe zu promovieren

Für den Fall, dass du nicht sofort eine gute Antwort weißt, kommen hier ein paar Denkrichtungen ;-)


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1. Die akademische Laufbahn

Wenn du dein Herz an die Wissenschaft verloren hast, das Forscher*innenleben liebst, gerne Vorträge auf Konferenzen hältst und am liebsten dein Leben lang forschen und lehren möchtest, dann ist die Promotion der erste Schritt deiner akademischen Karriere.

Sie ist die Voraussetzung für alles Weitere und fügt sich ganz natürlich an dein Studium als nächste Qualifikationsstufe an.

2. Finanzielle Vorteile und bessere Karriereaussichten

In einigen Branchen ist der Doktortitel mit höheren Einstiegsgehältern und besseren Aufstiegschancen verbunden.

Dies ist vor allem der Fall in Bereichen, in denen der Doktortitel als ein Aushängeschild deiner Fähigkeiten angesehen wird – auch von (potentiellen) Kunden oder Klienten. Wer einen Doktortitel trägt, hat schließlich bewiesen, dass er oder sie fachlich kompetent und diszipliniert ist sowie jede Menge Durchhaltevermögen mitbringt.

Zum Beispiel im Beratungssektor werden Promovierte deshalb meist besser bezahlt als Nicht-Promovierte und kommen schneller in Führungspositionen.

Auch in Kanzleien und Banken werden Promovierte gerne für repräsentative Aufgaben eingesetzt. Deinem Arbeitgeber bringt dein Doktortitel in diesem Fall etwas, da er deine Reputation und damit auch die deines Arbeitsgebers bei (potentiellen) Kunden verbessert.


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3. Der Doktortitel ist in deiner Branche nahezu obligatorisch

In anderen Branchen gehört ein Doktortitel als qualifizierender Abschluss quasi dazu. Vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich ist es fast üblich, dem Masterabschluss noch eine Promotion anzuschließen.

Wer zum Beispiel als Chemiker*in in der F&E-Abteilung eines Unternehmens arbeiten möchte, braucht häufig eine Promotion, um die Fähigkeit zur selbstständigen Forschung nachzuweisen.

4. Interesse am Forschungsthema

Und natürlich kann man auch promovieren, weil man einfach für ein wissenschaftliches Thema brennt.

Wenn dich bestimmte Forschungsfragen nicht mehr loslassen, dann ist eine Promotion vielleicht genau das Richtige für dich, um deine Neugierde zu befriedigen. Während der Arbeit an einer Dissertation taucht man so viel tiefer in ein wissenschaftliches Thema ein als noch während des Studiums.

Wenn du es also kaum abwarten kannst, ein wissenschaftliches Problem deines Fachbereichs endlich (auch für die wissenschaftliche Community) zu lösen, ist das ein guter Grund, zu promovieren.

Der Kern deiner Motivation

Aber Achtung: Bei den Gründen 1 bis 3 ist die Promotion „nur“ ein Mittel zum Zweck. Sie ist nicht dein übergeordnetes Ziel.

Nur der vierte Grund beinhaltet gleichzeitig schon das angestrebte Ziel (durch die Fertigstellung deiner Dissertation beantwortest du die Forschungsfragen, die dich so brennend interessieren).

Bei den Gründen 1 bis 3 dient die Promotion hingegen dazu, dass du eine akademische Laufbahn verfolgen kannst, dass du ein höheres Einstiegsgehalt hast oder einen bestimmten Beruf überhaupt ausüben kannst.

Um dein persönliches WARUM zu finden, musst du also weiter fragen:

WARUM strebe ich eine akademische Laufbahn an?

WARUM möchte ich die Karriereleiter hinaufsteigen und strebe ein hohes Gehalt an?

WARUM möchte ich als Chemiker*in in der F&E-Abteilung eines Unternehmens arbeiten?

Bohre so lange weiter, bis du wirklich zum Kern deiner Motivation vorgedrungen bist!

Was, wenn sich dein WARUM verändert?

Die Gründe für eine Promotion können sich natürlich auch im Laufe der Promotionszeit ändern.

So war es bei mir. Ich habe nach dem Studium angefangen zu promovieren, weil ich eine akademische Laufbahn angestrebt habe. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin konnte ich das Forscher*innenleben gut kennenlernen und war mir sicher: Das ist es!

Forschen, lehren, publizieren, zu Konferenzen fahren – hier fühlte ich mich beruflich angekommen. Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und am Wochenende waren kein Problem, denn ich habe die Linguistik geliebt und wollte mein berufliches Leben mit der Erforschung von Sprache verbringen.

Ein paar Jahre später, mit nicht mehr Mitte, sondern Ende Zwanzig und einem Baby zu Hause, sahen meine beruflichen Ziele plötzlich ganz anders aus. Lange Arbeitszeiten und Dienstreisen zu Tagungen haben in mir nicht mehr Glücksgefühle ausgelöst, sondern vor allem Stress.

Neben den organisatorischen Herausforderungen (wer betreut wann das Baby?) stellte ich mir immer wieder die Frage, ob ich das Arbeitspensum, das für eine akademische Laufbahn notwendig ist, langfristig überhaupt leisten möchte.

Dazu kamen die prekären Beschäftigungsverhältnisse mit den in der Wissenschaft üblichen befristeten Arbeitsverträgen und die unsicheren Zukunftsaussichten (wie oft muss man umziehen und schafft man es überhaupt bis zur Professur?).

Für mich wurde mit der Zeit immer klarer, dass eine akademische Laufbahn und der damit verbundene Lebensstil nicht mehr mein großes Ziel war.

Was aber blieb, war mein sehr großes Interesse an der Linguistik und meinem Forschungsthema für die Dissertation. Gerade in dieser Phase der Neuorientierung war es für mich wichtig, ganz bewusst darüber nachzudenken, ob mein persönliches WARUM noch stark genug ist, um die Promotion weiterzuführen.

Aber: Es brannte mir einfach unter den Nägeln, die Forschungsfragen, die ich zu Beginn meiner Promotion entwickelt hatte, auch zu beantworten! Deshalb war klar: Ich mache weiter – obwohl der Sinn der Promotion für meinen weiteren beruflichen Weg noch gar nicht absehbar war.

Das WARUM in Worte fassen

Mir mein persönliches WARUM vor allem während anstrengender und eintöniger Arbeitsphasen immer wieder vor Augen zu führen, hat mich extrem motiviert.

Am besten klappt das meiner Erfahrung nach, wenn man ganz konkret schriftlich festhält, warum man promoviert oder warum man einen bestimmten Weg anstrebt, für den die Promotion eine Voraussetzung ist.

Also zum Beispiel: „Ich promoviere, weil … .“ oder „Ich strebe eine akademische Laufbahn an, weil … .“

So schriftlich festgehalten hat man die eigene Motivation immer vor Augen.

Gleichzeitig erleichtert es einem, das eigene WARUM auch kritisch zu überprüfen. Wenn es dir schwer fällt, die Gründe für eine Promotion in Worte zu fassen oder dir nur etwas einfällt wie

„… weil ich sonst nicht weiß, was ich nach dem Studium machen soll“,

„… weil mir das Studentenleben so gut gefällt“

oder

„… weil mir von meiner Professorin eine Promotionsstelle angeboten wurde.“,

dann ist eine Promotion vielleicht nicht das Richtige für dich.

Wenn eine Promotion als Zwischenlösung wegen mangelnder beruflicher Alternativen oder aus Angst vor dem Schritt nach dem Studium in den Berufsalltag begonnen wird, kann die Motivation auf dem Weg zum Titel leicht verloren gehen.

Wenn dein persönliches WARUM aber stark und stabil ist – und es dir bewusst ist – wirst du es schaffen.

Und das Beste: Deine Promotionsjahre werden in der Summe sehr schöne Jahre, denn du weißt, dass du genau das tust, was du tun willst.


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Thema für die Doktorarbeit finden: Was ist ein gutes Promotionsthema?