Schluss mit Aufschieben: 3 Tipps gegen Prokrastination beim Promovieren

Du möchtest eigentlich richtig viel für deine Doktorarbeit machen, bist aber irgendwie wieder den ganzen Tag lang nicht dazu gekommen? In diesem Beitrag gebe ich dir drei Tipps, mit denen du es schaffen kannst, endlich nicht mehr aufzuschieben, sondern die Dissertation anzupacken.

Das hilft gegen Prokrastination bei der Doktorarbeit

Prokrastination beim Promovieren

Alle Doktorand*innen prokrastinieren. Zumindest die, die ich kenne (und das sind einige).

Manche mehr, manche weniger, aber alle haben oder hatten immer mal wieder Phasen, in denen es ihnen schwer fällt bzw. fiel, mit der Arbeit an ihrer Dissertation überhaupt anzufangen.

Du bist also in guter Gesellschaft, wenn du dich nicht jeden Tag motiviert und energiegeladen an deine Doktorarbeit setzt.

Auch ich habe zu Beginn meiner Promotionszeit Zeit vergeudet, weil ich einfach nicht anfangen konnte. Ich hatte mit meiner Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin natürlich trotzdem immer viel zu tun. Ich war nicht die Art Prokrastiniererin, die statt an der Doktorarbeit zu sitzen durch Instagram scrollt. Ich habe zum Beispiel stattdessen viel Zeit mit der Vorbereitung meiner Lehrveranstaltungen verbracht.

Der “Vorteil” dabei ist: Mit Vielem auf dem Zettel und ständiger Beschäftigung kann man sich erfolgreich einreden, dass man nicht zu wenig, sondern einfach zu viel arbeitet.

Zu viel, um auch noch eine Doktorarbeit schreiben zu können.

Das hält das schlechte Gewissen zwar zeitweise in Schach, macht aber auf lange Sicht trotzdem unzufrieden.

Wenn man genau hinsieht, ist nämlich auch das Prokrastinieren: Man findet immer eine Aufgabe, die dringlicher ist und schneller erledigt werden sollte als die Doktorarbeit.

Also wird die Arbeit an der Dissertation immer wieder aufgeschoben.

Warum prokrastinieren so viele Doktorand*innen?

Warum ist das so, dass (fast) alle Doktorand*innen zumindest phasenweise die Arbeit an ihrer Dissertation immer weiter aufschieben?

Natürlich können ganz verschiedene, sehr individuelle Gründe dafür verantwortlich sein, dass man nicht mit dem Arbeiten beginnen kann.

Von diesen individuellen Gründen abgesehen gehört eine Doktorarbeit schreiben aber auch wirklich zu den Aufgaben, die regelrecht zum Prokrastinieren einladen.

Das liegt an diesen drei typischen Eigenschaften von Dissertation:



1. Keine Deadline

Die meisten Doktorand*innen haben keine Deadline für ihre Doktorarbeit, was die Arbeit daran nicht besonders dringlich macht.

Und selbst wenn es eine Deadline für die gesamte Arbeit gibt (z. B. weil ein Stipendium zu einem bestimmten Zeitpunkt ausläuft oder die Zulassung zur Promotion auf fünf Jahre beschränkt ist), gibt es keine Deadline für die einzelnen Teilschritte.

Das Aufschieben hat deshalb erstmal keine Konsequenzen.

Hinzu kommt, dass diese langfristigen Deadlines wie das Auslaufen eines Stipendiums oder der Zulassung zur Promotion keine ganz harten Deadlines sind. Sie entscheiden nicht darüber, ob man es noch bis zum Doktortitel schafft oder nicht. Denn man könnte ja eine andere Finanzierung für die Promotion finden und die Zulassung lässt sich in aller Regel unproblematisch verlängern.

2. Hohe Komplexität

Eine Doktorarbeit zu schreiben ist eine extrem anspruchsvolle, hochkomplexe und intellektuell anstrengende Aufgabe.

Da ist es kein Wunder, dass unser Hirn sich dagegen wehrt, mit dieser Aufgabe anzufangen. Stattdessen möchte es lieber etwas tun, was einfacher ist und bei dem schnelle Erfolge erzielt werden.

3. Keine Strukturierung von außen

Die meisten Doktorand*innen müssen sich die Arbeit an der Dissertation komplett selbst strukturieren.

Alles muss selbst geplant und dann aus eigenem Antrieb umgesetzt werden. Der gesamte Arbeitsalltag, aber auch die Organisation des Promotionsprojekts.

Welche Aufgaben wann erledigt werden, wie viel Zeit für diese Aufgaben aufgewendet wird, wie gründlich diese Aufgaben erledigt werden… All das muss jede Doktorandin und jeder Doktorand weitestgehend selbst entscheiden.

Und bei einer Doktorarbeit, die über mehrere Jahre entsteht, ist ganz schön viel Planung und eigener Antrieb notwendig.

Weitere Ursachen für Prokrastination

Natürlich sind noch mehr Ursachen für Prokrastination möglich, die auch ganz individuell sein können oder auf Charaktereigenschaften zurückzuführen sind.

Ein solcher Grund ist zum Bespiel zu viel Perfektionismus.

Unter Wissenschaftler*innen ist Perfektionismus weit verbreitet – und das ist an sich auch gut so. Schließlich muss man detailverliebt und unheimlich genau arbeiten, um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen.

Beim Schreiben einer Doktorarbeit kann dieser gute und wichtige Perfektionismus aber auch hinderlich sein – nämlich dann, wenn man vor lauter Angst davor, etwas nicht Perfektes zu produzieren, gar nichts produziert und die Arbeit an der Dissertation immer weiter aufschiebt.

Oder vielleicht spielt in das Aufschieben auch mit hinein, dass du unbewusst Angst davor hast, mit der Dissertation fertig zu werden, weil nicht klar ist, was nach der Promotion kommt.

Was hilft gegen Prokrastination? Zwei Gedanken

Wenn Ursachen für Prokrastination auf individuelle Charaktereigenschaften oder individuelle Situationen zurückgehen, muss natürlich da angesetzt werden, um Prokrastination zu überwinden.

Wenn du aber – wie viele Promovierende – vor allem prokrastinierst, weil eine Dissertation zu schreiben eben eine Aufgabe ist, die wegen der fehlenden Deadline, der hohen Komplexität und der fehlenden Strukturierung von außen regelrecht zum Prokrastinieren einlädt, dann habe ich hier ein paar Gedanken und Tipps für dich, die dir helfen können.

Zunächst mal zwei Gedanken, die mir sehr geholfen haben, um nicht mehr (oder zumindest: viel weniger) aufzuschieben und kontinuierlich an meiner Dissertation zu arbeiten:

“Die Motivation kommt beim Tun“

und

“Das Anfangen ist schwer, nicht das Weitermachen”

Was steckt dahinter?

Wenn du morgens mit der Arbeit anfängst, obwohl du dich eigentlich noch nicht so ganz danach fühlst, dann wirst du in den meisten Fällen damit belohnt, dass du während der Arbeit immer motivierter wirst.

Die große Hürde ist tatsächlich das Anfangen und nicht die Arbeit an der Dissertation an sich.

Und das ist ja, finde ich, wenn man es sich mal bewusst macht, eine ziemlich entlastende Erkenntnis: Das Problem ist nicht die Dissertation. Das Problem ist nicht, dass die Aufgabe für dich zu schwierig, zu komplex, zu aufwendig, zu anstrengend, zu unstrukturiert ist.

Das Problem ist das Anfangen.

Dieser erste Moment. Dieses sich aufraffen und loslegen.

Was folgt daraus?

Um weniger zu prokrastinieren und mehr zu schaffen, ist es am besten, sich mal über den Einstieg in die Arbeit Gedanken zu machen und diesen für sich möglichst einfach zu gestalten.


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Drei Tipps, mit denen du Prokrastination überwinden kannst

Hier kommen drei Tipps, die dir helfen können, den Einstieg in die Arbeit einfacher zu gestalten.

1. Tipp: Erste Aufgabe klären

Es ist viel leichter anzufangen, wenn dir klar ist, womit überhaupt.

Wenn du an deinem Schreibtisch vor einem riesigen Berg Arbeit (aka deine Doktorarbeit) sitzt und nicht weißt, was du in welcher Reihenfolge bearbeiten solltest, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass du kapitulierst und dich weniger schwierigen Dingen widmest (also prokrastinierst).

Mir hat geholfen, am Ende eines Arbeitstages ganz genau die erste Aufgabe für den nächsten Arbeitstag zu definieren.

Schreibe dir am besten eine ganz konkrete und eher kleine Aufgabe wie “Text X lesen“ oder “einen Absatz zu Thema Y schreiben“ auf, sodass du gar nicht erst darüber nachdenken musst, womit du anfangen sollst.

2. Tipp: Vor allem anderen

Sinnvoll ist es auch, sich Gedanken darüber zu machen, wann am Tag du mit der Arbeit an der Dissertation anfangen solltest.

Nach einem halben Arbeitstag an der Uni zum Beispiel ist der Kopf schon voll mit allem, was du bis dahin erlebt hast.

Vielleicht denkst du dann nachmittags, wenn du dich eigentlich deiner Dissertation widmen wolltest, darüber nach, wie deine Lehrveranstaltung am Vormittag lief und ob du für das nächste Semester die Präsentation etwas umstellen solltest.

Und bevor es dir bewusst wird, überarbeitest du die Folien statt an deiner Dissertation zu schreiben.

Vielleicht hast du in einer Kaffeepause mit einer Freundin, die gerade in Italien war, geplaudert und bist gedanklich nun voll in der Urlaubsplanung.

Schaust nur mal schnell nach, wie teuer so ein Flug nach Pisa ist und welche hübschen Bauernhöfe in der Toskana im Juli noch verfügbar sind…

Das beste Mittel gegen Ablenkung und für einen leichten Einstieg ist, morgens vor allem anderen mit der Arbeit an der Dissertation anzufangen.

Denk an die minimalistischste Morgenroutine, die du dir vorstellen kannst.

Wenn ich von zu Hause aus gearbeitet habe, sah die bei mir wie folgt aus: Aufstehen, Kaffee machen, an den Schreibtisch, loslegen.

Alles andere, was morgens so ansteht (z. B. duschen, frühstücken, die Tochter für die KiTa fertig machen), kam bei mir, nachdem ich schon etwas gearbeitet hatte und somit den Einstieg in die Arbeit gefunden hatte.

Wenn der Einstieg geschafft ist, dann ist es meistens auch kein Problem, nach einer Unterbrechung wieder in die Arbeit zu finden.

Wenn du nicht zu Hause an der Doktorarbeit arbeitest, dann kannst du dir vielleicht angewöhnen, morgens als allererstes im Büro damit zu beginnen – noch bevor du deine E-Mails checkst, vor dem ersten Plausch in der Teeküche, eben vor allem anderen.

Ins Büro rein, an den Schreibtisch und loslegen.

Lass nicht zu, dass dein Kopf sich mit anderen Dingen füllt, bevor du mit deiner Doktorarbeit angefangen hast.

3. Tipp: Nur 10 Minuten

Wenn du dich allerdings selbst morgens vor allem anderen und mit einer klar definierten ersten Aufgabe wirklich gar nicht aufraffen kannst, dann kann es helfen, sich vorzunehmen, nur für 10 Minuten zu arbeiten.

Du könntest zum Beispiel 10 Minuten lang einen Text lesen, Daten auswerten oder schreiben.

Wahrscheinlich wirst du jetzt einwenden, dass 10 Minuten dich nicht voranbringen und es deshalb sinnlos ist, für 10 Minuten anzufangen.

Aber: 10 Minuten sind besser als gar nichts und du erreichst damit, dass du im Thema bleibst und dich nicht nach einer möglicherweise langen Pause völlig neu einarbeiten musst.

Außerdem ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es nicht bei den 10 Minuten bleibt ;-)

Denn wenn der Anfang erstmal geschafft ist, folgt der Rest viel müheloser.

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Arbeitsroutine schaffen: Wie du die Arbeit an deiner Doktorarbeit zur täglichen Gewohnheit machst

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