Doktorarbeit schreiben: Wie du deine Motivation steigern kannst
In diesem Blogartikel erläutere ich dir, warum es so schwierig ist, die Motivation für die Dissertation aufrecht zu erhalten, und stelle dir eine Methode vor, mit der du deine Motivation effektiv fördern kannst.
Motivation beim Promovieren
Alle Doktorandinnen und Doktoranden haben – zumindest hin und wieder mal – mit Motivationsproblemen zu kämpfen. Und das ist verständlich, denn das Projekt Dissertation ist so groß, dass die vielen kleinen Fortschritte, die man täglich macht, völlig unsichtbar werden.
Es erfordert zum Beispiel ziemlich viel Arbeit, um nur einen einzigen Absatz deines Forschungsüberblicks zu schreiben. Für ein paar Sätze zu den üblicherweise angewandten Methoden in deinem Themengebiet hast du wahrscheinlich mindestens zehn Studien recherchiert, sie in dein Literaturverwaltungsprogramm eingepflegt, natürlich gelesen und ausgewertet, die Methoden miteinander verglichen, dir über Vor- und Nachteile Gedanken gemacht und so weiter.
Wahrscheinlich warst du mindestens eine Woche damit beschäftigt.
Und was ist das Ergebnis dieser ganzen Arbeit?
Eine halbe Seite geschriebener Text.
Puh.
Wenn man nun daran denkt, was noch alles zu tun ist, kann einen das ganz schön runterziehen. Motivation ade.
Warum wir uns so häufig auf das Negative konzentrieren
Leider ist es so, dass wir uns häufig vor allem auf das konzentrieren, was wir alles noch nicht geschafft haben, auf die Baustellen, auf das, was noch nicht gut läuft.
Das hat mit einer Eigenschaft der menschlichen Kognition zu tun, die Negativitätsverzerrung oder auch englisch negativity bias genannt wird.
Negativitätsverzerrung ist ein Konzept aus der Psychologie, das besagt, dass wir negative Eindrücke und Situationen wesentlich stärker wahrnehmen und länger im Gedächtnis behalten als positive.
In grauer Steinzeit war diese Eigenschaft der menschlichen Kognition sinnvoll, um mit Gefahrensituationen besser umgehen zu können. Und auch heutzutage ist es natürlich gut, wenn Gefahrensituationen eindrücklich im Gedächtnis bleiben, keine Frage.
Aber diese Negativitätsverzerrung führt leider auch dazu, dass negative Situationen, vor denen wir uns nicht schützen müssen, länger im Gedächtnis verhaften als positive Erfahrungen.
Vielleicht kennst du das ja auch: Manchmal lässt man sich einen ganzen eigentlich schönen Tag vermiesen, weil irgendjemand irgendeinen blöden Kommentar von sich gegeben hat, über den man sich geärgert hat.
Oder man bekommt Feedback auf einen Vortrag, das insgesamt sehr positiv ist. Aber so ein, zwei kleine negative Anmerkungen gab es dann doch und diese negativen Anmerkungen wälzt man noch ewig im Kopf herum, macht sich Gedanken darüber, fühlt sich vielleicht sogar schlecht deswegen und vergisst darüber völlig, dass das Feedback insgesamt sehr positiv war.
Das alles ist Negativitätsverzerrung.
Auch während der Promotionszeit führt diese Negativitätsverzerrung dazu, dass uns vor allem bewusst ist, was wir noch alles tun müssen, wo es noch hakt, was gerade noch nicht so gut läuft, wo überall noch Baustellen sind.
Und weil eine Doktorarbeit nun einmal so "groß" ist und über viele Jahre geschrieben wird, gibt es eine lange Zeit lang sehr viele Dinge, die noch nicht geschafft wurden, es gibt tausend Baustellen, vieles, was noch hakt. Man kann sich ja nur Schritt für Schritt nähern.
Was wir hingegen schon alles geschafft haben und was in unserem Arbeitsalltag gut funktioniert, Ergebnisse, die wir schon erzielt haben (also all die positiven Dinge), nehmen wir weniger stark wahr.
Das macht es schwierig, bei einem so umfassenden und großen Projekt wie einer Dissertation die Motivation aufrecht zu erhalten.
Den Promotionsalltag positiver gestalten
Sind wir dieser Negativität nun hilflos ausgeliefert?
Nein, zum Glück nicht.😊
Über das Phänomen der Negativitätsverzerrung Bescheid zu wissen, ist schon der erste Schritt zu einem positiveren Promotionsalltag mit mehr Motivation.
Der zweite Schritt ist, sich ganz bewusst mit den positiven Dingen des Promotionslebens zu beschäftigen, um diesen gedanklich mehr Raum zu geben.
Im Folgenden stelle ich dir deshalb eine Methode vor, mit der du dir deine täglichen kleinen Fortschritte sichtbar machen kannst, so mehr Positivität in deinen Alltag bekommst und deine Motivation effektiv steigern kannst.
Fortschritte sichtbar machen mit dem Erfolgstagebuch
In meinem Beitrag zum Thema 'die Doktorarbeit zur Gewohnheit machen' habe ich das Erfolgstagebuch schon als eine Art von 'Belohnung' vorgestellt. Und das ist es tatsächlich, denn du kannst damit großen Einfluss auf deine Stimmung nehmen.
In ein Erfolgstagebuch schreibst du, was du alles für deine Doktorarbeit geschafft hast.
Und zwar nicht nur den offensichtlichen Output in Form von geschriebenen Seiten, sondern alles, was noch zur Arbeit an einer Dissertation gehört und schnell mal vergessen wird:
Texte, die du liest, Probleme, die du gedanklich durchkaust, Gänge zur Bibliothek, Vorbereitungen für Gespräche mit deiner Betreuerin oder deinem Betreuer und so weiter.
Dein Erfolgstagebuch ist im Grunde wie eine umgekehrte to-do-Liste – also eine done-Liste.
Deine Tagebucheinträge können dabei ganz kurz und knapp in Form von Stichpunkten sein.
Du wirst sehen, dass du mit diesem minimalen Aufwand eine große Veränderung in deinem Alltag erreichen kannst.
Nach einer Woche Arbeit am Forschungsüberblick – um beim Beispiel von oben zu bleiben – ist dein Ergebnis dann nicht nur ein Absatz geschriebener Text, sondern mehrere gefüllte Seiten in deinem Erfolgstagebuch.
Wahrscheinlich wird dir so auch bewusster, dass du die Studien, die du recherchiert, gelesen und ausgewertet hast, noch für diverse andere Dinge in deiner Doktorarbeit benutzen wirst.
Und das Einpflegen ins Literaturverwaltungsprogramm hast du sogar auch schon erledigt.
Möglicherweise hast du es auch geschafft, dich jeden Tag gleich morgens an die Arbeit zu setzen und konzentriert für zwei Stunden zu arbeiten. Wenn du ansonsten eher Probleme damit hast, Zeit für die Diss zu finden und gerne prokrastinierst, ist das ein riesiger Erfolg, der dick hervorgehoben in das Erfolgstagebuch gehört.
Die Motivation steigern
Deine Arbeit, deine Fortschritte und dein ganzer Aufwand werden so sichtbar und gedanklich für dich viel präsenter.
Du verschiebst deinen Fokus von "was ich alles noch nicht geschafft habe" hin zu "was ich schon alles gemeistert habe".
Von "das alles läuft noch nicht" hin zu "ich bin auf dem besten Weg".
Von "diese riesige Arbeit kriege ich nie fertig" zu "ich schaffe das – Schritt für Schritt".
Und die Motivation bleibt bei dir. Probier es einfach mal aus.