Doktorarbeit schreiben: Welcher Schreibtyp bist du?

So wie jede Doktorarbeit einzigartig ist, ist auch jeder Arbeits- und Schreibprozess, der zur Promotion führt, ganz individuell. Trotzdem lassen sich grob zwei Schreibtypen unterscheiden, die das Projekt ‘Dissertation‘ auf ganz verschiedene Art und Weise angehen.

Welche Schreibtypen das sind, welche Stärken und Schwächen diese mitbringen und was das für deine Doktorarbeit bedeutet, erfährst du in diesem Beitrag.

Doktorarbeit Schreibtypen

Welche Schreibtypen gibt es?

Es lassen sich grob zwei Schreibtypen unterscheiden: Bottom-up Schreiber*innen (oder auch strukturschaffende Schreiber*innen) und top-down Schreiber*innen (oder auch strukturfolgende Schreiber*innen).

Bottom-up Schreiber*innen

Bottom-up Schreiber*innen (strukturschaffende Schreiber*innen) schreiben einfach drauf los. Sie kommen leicht ins Schreiben und formen ihre Gedanken und die Struktur eines Textes beim und durch das Schreiben.



Eine große Stärke dieses Schreibtyps ist, dass er schnell viel Text produzieren kann. Die schreibende Auseinandersetzung mit einem Thema ist zudem ein guter Weg, um ein sehr tiefes Verständnis des Textgegenstands zu erlangen.

Der Kreativität wird dabei freien Lauf gelassen, wodurch innovative Einfälle möglich werden. Dass der Text zunächst chaotisch und unstrukturiert ist, stört bottom-up Schreiber*innen nicht.

Womit wir auch schon bei einem Nachteil der bottom-up Herangehensweise wären: Die Schreibprodukte sind zunächst relativ chaotisch und müssen aufwendig überarbeitet werden, um zu einem strukturierten, kohärenten und leserfreundlichen Text zu werden.

Der Text ist möglicherweise aufgebläht und ziemlich ausschweifend geschrieben, sodass er noch einmal richtig kritisch überarbeitet werden muss, um präzise und prägnant zu werden.

Manchmal verliert sich dieser Schreibtyp zudem in verschiedenen Ideen für einen Text und hat Schwierigkeiten, einen Text wirklich zu Ende zu bringen, denn dafür müsste die spontane Art des bottom-up Schreibenden durch planungsvolles Vorgehen beim Überarbeiten abgelöst werden.

Top-down Schreiber*innen

Top-down Schreiber*innen (strukturfolgende Schreiber*innen) sind nicht ganz so chaostolerant wie bottom-up Schreiber*innen.

Sie planen lieber, bevor sie mit dem Schreiben beginnen. Sie erarbeiten zum Beispiel als erstes eine Gliederung und füllen diese Gliederung anschließend nach und nach mit Fließtext.

Die große Stärke dieses Schreibtyps ist, dass seine Texte häufig gut strukturiert, prägnant und leserfreundlich sind. Meistens braucht es auch nicht viele Überarbeitungsschleifen, um zu einem fertigen Produkt zu kommen.

Ein Nachteil bei dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass der Einstieg ins Schreiben vor lauter Planerei häufig schwer fällt.

Das Schreiben geht eventuell nur langsam voran, da bereits bei der ersten Fassung eines Textes ein gut strukturiertes Produkt angestrebt wird.

Top-down Schreiber*innen sind leider damit anfällig für regelrechte Schreibblockaden.

Eine weitere Schwäche dieses Typs ist, dass die Kreativität unter einer top-down Vorgehensweise leiden kann: Wenn schon vor dem Schreiben ein detaillierter Plan feststeht, ist wenig Raum für neue Gedanken und Ideen, die möglicherweise erst während des Schreibens kommen.


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Schreibtypen als Endpunkte eines Kontinuums

So schön und eingängig diese einfache Zweiteilung auch ist – die wenigsten Schreiber*innen können sich eindeutig einem der beiden Schreibtypen zuordnen.

Und das muss auch gar nicht sein.

Die beiden Schreibtypen sind eher als die Endpunkte eines Kontinuums zu verstehen. Zwei Extreme zwischen denen es ganz viele Zwischenstufen gibt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass du beim Schreiben deiner Doktorarbeit stärker in die eine oder stärker in die andere Richtung tendierst.

Welcher ist der bessere Schreibtyp?

Und nun? Welche Herangehensweise ist am besten zum Schreiben einer Doktorarbeit geeignet? Keine natürlich.

Oder besser formuliert: Natürlich beide. ;-)

Wie du siehst, haben beide Schreibtypen ihre Vor- und Nachteile.

Das Gute ist aber: Auch wenn wir alle eher in die eine oder andere Richtung tendieren, heißt das nicht, dass die Herangehensweise des jeweils anderen Typs für uns nicht möglich ist.

Dafür ist möglicherweise nur ein bisschen mehr Training notwendig.

Es ist gut, sich über die eigenen Stärken und Schwächen im Schreibprozess bewusst zu werden. Zum Beispiel, indem man sich folgende Fragen stellt:

  • Fällt es mir leicht, ins Schreiben zu kommen?

  • Geht mein Schreiben schnell voran, komme ich in den Flow oder ist der Prozess mühsam und quälend?

  • Habe ich Schwierigkeiten, meine Texte zu strukturieren?

  • Kann ich gut an meinen ersten Entwürfen weiterarbeiten, sodass sie zu leserfreundlichen Texten werden?

  • Habe ich kreative Ideen oder fällt es mir schwer, eigene Ansätze zu entwickeln?

Wenn man über die eigenen Stärken und Schwächen Bescheid weiß, kann man gezielt damit umgehen: Die Stärken bewusst einsetzen und an den Schwächen arbeiten.

Top-down Schreiber*innen können üben, leichter ins Schreiben zu kommen, etwas mehr Chaos im Text zuzulassen und so auch die Kreativität zu fördern (lies hierzu gerne meine Beiträge zur Zero Draft-Methode und zum Rohfassung schreiben).

Und bottom-up Schreiber*innen sollten ein paar Methoden parat haben, mit denen sie ihre eher chaotischen Schreibprodukte zu strukturierten, prägnanten und leserfreundlichen Fachtexten machen können (siehe z. B. diesen Beitrag zum Überarbeiten der Dissertation).

Du siehst also: Egal, ob top-down oder bottom-up – viele Wege führen zum Ziel.

Es kommt nur darauf an, was du daraus machst :-)

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