“Binge” oder “Snack” – Welche Schreibstrategie klappt am besten für die Dissertation?

Schreibst du gerne viel auf einmal? Oder lieber in kleinen Häppchen?

In diesem Blogbeitrag erfährst du, was es mit einer Binge- und mit einer Snack-Schreibstrategie auf sich hat, was die Vor- und Nachteile beider Strategien sind und wie eine ideale Schreibstrategie für die Dissertation aussehen könnte.

Bon appétit!


1 Binge-Schreiben vs. Snack-Schreiben

Schreibzeiten können natürlich auf ganz unterschiedliche Weisen organisiert werden. Für eine grobe Unterscheidung von verschiedenen Strategien haben sich die Begriffe Binge- und Snack-Schreiben etabliert.

Die Bezeichnungen sind ziemlich selbsterklärend😉:

Beim sog. Binge-Schreiben nutzt du große Zeitfenster für die Arbeit an der Dissertation. Zum Beispiel einen halben oder sogar einen ganzen Tag. Du blockst dir die Zeit und kannst ungestört und lange an deiner Dissertation arbeiten.

Beim sog. Snack-Schreiben hingegen arbeitest du während kurzer Zeitfenster: 15, 30 oder bis zu 90 Minuten – und das möglichst häufig und regelmäßig. Vielleicht gleich morgens nach dem Aufstehen, vielleicht im Zug auf dem Weg ins Büro oder vielleicht abends noch kurz nach dem Abendessen am heimischen Schreibtisch.

Wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, haben beide Strategien ihre Vor- und auch Nachteile.

Im Folgenden schauen wir uns diese deshalb mal genauer an, bevor ich dir ein paar Impulse dafür mitgebe, wie eine ideale Strategie für die Arbeit an der Dissertation aussehen könnte.

Los geht’s.

2 Binge-Schreiben

Viele Doktorand*innen nutzen Binge-Schreiben. Dahinter steht das Gefühl, dass man bei einer so großen und komplexen Aufgabe wie einer Dissertation viel ungestörte Zeit am Stück braucht, um richtig ins Arbeiten kommen zu können und um Fortschritte erzielen zu können.

Und damit kommen wir auch gleich zu den Vorteilen dieser Strategie.


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2.1 Vorteile von Binge-Schreiben

Wenn du dich für mehrere Stunden mit deiner Dissertation beschäftigst, dann kannst du eine tiefe Konzentration erlangen und richtig tief in dein Promotionsthema eintauchen.

Du kannst in Ruhe deine Inhalte durchdenken. Vielleicht mal eine Mind-Map oder Concept-Map erstellen, um sich über die Inhalte klar zu werden.

Nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern die Inhalte wirklich tief durchdringen.

Oder du kannst intensiv an deiner Rohfassung schreiben. Gehst mit dem Flow und kannst ohne Unterbrechungen, ohne zeitliche Begrenzung schreiben, schreiben, schreiben.

Am Ende eines Binge-Schreibtages siehst du dann eindeutig deine Fortschritte – und das motiviert!

Binge-Schreiben kann einen richtig voranbringen!😊

Aber leider klappt es in der Realität nicht immer so ganz, wie ich hier idealtypisch beschrieben habe.

Und damit kommen wir zu den Nachteilen dieser Schreibstrategie.

2.2 Nachteile von Binge-Schreiben

Der erste Nachteil von Binge-Schreiben ist ganz klar der hohe Zeitaufwand. Wenn du nebenberuflich promovierst, an der Uni arbeitest und/oder Kinder hast, ist es nicht immer leicht, viel Zeit am Stück für die Dissertation zu blocken.

Das kann dann dazu führen, dass Binge-Schreibtage ziemlich selten kommen.

Das Problem dabei ist: Wenn lange Zeit nicht an dem Promotionsthema gearbeitet wurde, ist es nur sehr schwer möglich, an dem geplanten Schreibtag, direkt in die Konzentration zu finden und produktiv zu arbeiten.

Direkt ins Thema zu finden und gleich produktiv voranzukommen ist dann fast unmöglich.

Der tiefe Fokus kommt nicht sofort, die Schreibmuskeln müssen sich erstmal wieder entwickeln.

Ein Binge-Schreibtag bringt einen dann häufig doch nicht so weit voran, wie erhofft.

Und das macht richtig unzufrieden – denn schließlich hat man sich extra einen ganzen Tag für die Diss reserviert!

Ein weiterer Nachteil hängt damit zusammen, wie diese Strategie häufig “zustande kommt”. Denn oftmals läuft es leider so:

Eine Schreibaufgabe wird immer wieder aufgeschoben und nach langen Prokrastinationsphasen mit großer Unzufriedenheit wird schließlich ein Sonntag komplett für die Arbeit an der Diss geblockt.😕

Es ist natürlich schwierig, ins Thema zu finden, aber man schafft vielleicht gerade genug, um das schlechte Gewissen zu beruhigen.

Danach beginnt der Kreislauf der Unzufriedenheit aber häufig wieder von vorne: Nach dem einen Binge-Schreibtag passiert lange Zeit wieder nichts für die Diss, bis das schlechte Gewissen zu groß wird und wieder ein Binge-Schreibtag geplant wird.

Wirklich sinnvoll und zufriedenstellend ist dieses Vorgehen natürlich nicht…

Eine anderes typisches Szenario sieht so aus:

Die Arbeit an einem Schreibprojekt wurde immer wieder aufgeschoben (Prokrastination lässt wieder grüßen...) und nun rückt eine Deadline bedrohlich nahe.😳

Natürlich ist dann an einem Binge-Schreibtag viel möglich, aber der Druck, unter dem man steht, kann sehr unangenehm sein.

Nach so einer Hauruck-Aktion ist man meistens völlig erschöpft und hat wenig Lust auf zukünftige weitere Schreibprojekte. Zu oft sollte man das Schreiben deshalb nicht auf diese Art planen.

Insgesamt – auch ohne Deadline-Druck – können Binge-Schreibtage sehr anstrengend und erschöpfend sein.

Diese Anstrengung in Kombination mit dem hohen Zeitaufwand kann bewirken, dass die Arbeit an der Dissertation gefühlt zu “einer richtig großen Sache” wird:

“Man braucht richtig viel ungestörte Zeit, es ist richtig anstrengend und man muss sich danach erstmal richtig erholen.”🥵

Wenn sich ein solches Bild vom Schreiben der Dissertation im eigenen Kopf festsetzt, ist es kein Wunder, wenn man nicht regelmäßig vorankommt…

3 Snack-Schreiben

Snack-Schreiben ist bei Promovierenden nach meiner Erfahrung bei Weitem nicht so verbreitet wie Binge-Schreiben. Viele unterschätzen tatsächlich das Potential von kurzen, aber regelmäßigen Schreibfenstern.

Mir selbst ging es auch so: Auch ich musste während meiner eigenen Promotionszeit erst lernen, dass ich nicht nur auf lange ungestörte Zeitfenster warten sollte, die – oh Wunder – nur sehr selten kamen.

(Dieses Learning und vier weitere kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.)

Snack-Schreiben bringt tatsächlich viele Vorteile mit sich.

3.1 Vorteile von Snack-Schreiben

Ein Vorteil ist ganz klar, dass kurze Zeitfenster häufig sehr viel leichter in den Alltag integriert werden können als lange.

Da diese kurzen Zeitfenster leichter zu integrieren sind, kann man häufiger und regelmäßiger mit der Snack-Strategie an der Dissertation arbeiten.

Das Schreiben wird durch diese Regelmäßigkeit immer routinierter, man fühlt sich sicherer im Erarbeiten der Inhalte und im Verfassen der eigenen wissenschaftlichen Texte. Durch die häufige Übung wird man langsam, aber sicher zum Schreib-Profi.

Zudem bleibt man im Promotionsthema – es vergehen nicht mehrere Wochen (oder sogar Monate…), in denen nichts für die Dissertation passiert ist, und nach denen man sich erstmal wieder ganz neu eindenken muss.

Wenn eine Snack-Arbeitseinheit im kurzen Abstand auf eine vorherige Snack-Arbeitseinheit folgt (zum Beispiel einen Tag später), dann ist man ab der ersten Minute im Thema drin und kann loslegen.

Durch kleine, aber häufige und regelmäßige Schritte ist ein kontinuierlicher Fortschritt möglich.

Langsam – ja – aber kontinuierlich.

Regelmäßiges Schreiben ist außerdem das beste Mittel gegen Schreibblockaden, bzw. eine perfekte Vorbeugungsstrategie. Denn wer regelmäßig und häufig schreibt (auch für nur kurze Zeit), trainiert die eigenen Schreibmuskeln. Das Schreiben ist dann “keine große Sache” mehr, sondern fühlt sich ganz natürlich an.

Snack-Schreiben ist auch insbesondere für Promovierende, die Probleme mit Prokrastination haben, eine tolle Strategie. Denn es fällt viel, viel, viel leichter, sich für 20 Minuten aufzuraffen – anstatt für einen gesamten Binge-Schreibtag.

Wie du siehst, bringt die Snack-Schreibstrategie viele Vorteile mit sich.

Aber ein paar Nachteile gibt es natürlich auch, die wir uns im Folgenden anschauen wollen.

3.2 Nachteile von Snack-Schreiben

Beim Snack-Schreiben kommst du in kleinen Mini-Schritten voran. Das heißt natürlich, dass du deinen Fortschritt nicht sofort siehst.

Es dauert wahrscheinlich ein paar Wochen, bis du zurückblicken kannst und merkst, dass du schon ganz schön gut vorangekommen bist in der letzten Zeit.

Das muss man erstmal aushalten lernen.

Man sollte nicht nach ein paar Snack-Schreibeinheiten frustriert das Handtuch werfen, weil “es ja sowieso nichts bringt”, sondern dranbleiben.

Dranbleiben” ist sowieso das Zauberwort, ohne das Snack-Schreiben natürlich nicht funktionieren kann.

Der nicht direkt und sofort zu sehende große Fortschritt kann ein Nachteil von Snack-Schreiben sein. Dieser lässt sich aber meiner Meinung nach gut ausgleichen, wenn man sich bewusst macht, dass Häufigkeit und Regelmäßigkeit essentiell sind, um mit dieser Strategie erfolgreich sein zu können.

Einen “echten” Nachteil hat Snack-Schreiben aber:

Manchmal reicht ein kurzes Zeitfenster einfach nicht aus, um Inhalte mal tief zu durchdenken.

Wenn du beispielsweise schon ganz viel gelesen, ganz viel erarbeitet hast und nun nach Strukturen suchst, um deinen späteren Text zu planen, dann braucht man einfach manchmal mehrere Stunden am Stück, um sich ganz in das Thema denken zu können.

Um vielleicht ein bisschen herumprobieren zu können. Um ein Textgerüst zu planen. Und so weiter.

Diese konzeptionelle Arbeit, die auch Teil des Schreibprozesses ist, braucht häufig mehr Zeit am Stück.

Wenn du dann ein Textgerüst entwickelt hast, kannst du wunderbar in kleinen Snack-Einheiten weiterarbeiten und dein Textgerüst nach und nach füllen.

Für die konzeptionelle Arbeit, die davor kommen muss, reichen Snack-Schreibeinheiten aber häufig nicht aus.

4 Die ideale Schreibstrategie

Wie du gesehen hast, bieten beide Strategien – Binge und Snack – ihre Vor- und Nachteile.

Beim Lesen könntest du bereits den Eindruck gewonnen haben, dass ich Binge-Schreiben kritischer sehe. Und damit würdest nicht ganz falsch liegen.😉

Das liegt aber nicht unbedingt an der Binge-Strategie an sich, sondern daran, dass Binge-Schreiben häufig nicht als eine Strategie bewusst eingesetzt wird.

Häufig ist Binge-Schreiben stattdessen eine Reaktion auf einen schlecht laufenden Schreibprozess. Um das schlechte Gewissen nach zu langen Prokrastinationsphasen zu beruhigen und die Unzufriedenheit, die damit einhergeht, zu verringern. Oder um eine vorherige schlechte Zeitplanung auszugleichen und eine zu schnell näher rückende Deadline irgendwie noch einhalten zu können.

Wenn Binge-Schreiben so eingesetzt wird – als Reaktion auf vorherige lange Zeiten des Nichtstuns oder als Reaktion auf eine schlechte Zeitplanung –, dann überwiegen klar die Nachteile von Binge-Schreiben.

Setzt man Binge-Schreiben hingegen gezielt als eine Komponente der eigenen Schreibstrategie ein, dann kann man von den Vorteilen profitieren, die ich oben beschrieben habe (Inhalte tief durchdringen, tiefe Konzentration, Flow etc.), ohne unter den Nachteilen zu leiden.

Ideal wäre also eine Kombination von Binge- und Snack-Schreiben. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen:

Regelmäßig eine Stunde morgens an der Dissertation arbeiten. Dazu einmal im Monat einen Tag einplanen, der komplett für die Dissertation reserviert ist (z.B. ein Wochenendtag).

Oder eine andere Möglichkeit wäre diese hier:

An drei Tagen pro Woche regelmäßig für eine Stunde am Nachmittag schreiben. Dazu ein bis zwei intensive Schreibwochen pro Halbjahr (z. B. während der vorlesungsfreien Zeit, wenn du an der Uni arbeitest, oder während deines Urlaubs, wenn du nebenberuflich promovierst).

Natürlich sind noch viele andere Kombinationen von Binge- und Snack-Schreiben möglich.

Die Vorteile bei einer solchen Kombination liegen auf der Hand:

✨Du erzielst kontinuierlichen Fortschritt und steigerst damit deine Motivation.

✨Du stärkst deine Schreibmuskeln und wirst durch die Regelmäßigkeit immer routinierter.

✨Du bist zu jeder Zeit in deinem Thema drin und weißt immer, wo du gerade stehst.

✨Das Arbeiten an der Dissertation ist “keine große Sache”, sondern fühlt sich ganz natürlich an und fügt sich gut in deinen Alltag ein.

✨Du hast auch mal große Zeitfenster zur Verfügung für anspruchsvolle konzeptionelle Arbeiten, bei denen du Inhalte tief durchdringen musst.

Um das Beste für dich und deine Dissertation rauszuholen, solltest du außerdem noch Folgendes beachten:

  • Plane beim Binge-Schreiben immer genügend Pausen ein. Pausen sind essentiell, um gut arbeiten zu können. Nach 30 bis 50 Minuten konzentrierter Arbeit solltest du eine kurze Pause machen. Und zwischendurch am Tag natürlich auch eine längere Pause.

  • Je kürzer deine Schreibzeiten beim Snack-Schreiben sind, desto regelmäßiger sollten sie kommen. Du kannst auch schon mit 20 bis 30 Minuten am Tag deine Dissertation voranbringen – aber nur, wenn du wirklich häufig arbeitest (am besten täglich). Ansonsten verbringst du die 20 bis 30 Minuten nur damit, den Anschluss an deine bisherigen Arbeitsergebnisse zu finden.


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5 Fazit

Nimm dir am besten gleich jetzt mal ein paar Minuten, um deine eigenen bisherigen Schreibgewohnheiten zu reflektieren.

Nutzt du bislang eher Binge- oder eher Snack-Schreiben?

Und wie zufrieden bist du mit deiner bisherigen Schreibstrategie?

Wenn du Verbesserungspotential siehst, dann prüfe mal, ob du vielleicht mehr Binge- oder Snack-Schreiben in deine Arbeitsstrategie für die Dissertation integrieren möchtest. Spiel gedanklich einfach mal durch, was zu deinem Alltag passen könnte und wie dein perfekter Rhythmus aussehen könnte.

Und so kommst du bestimmt zu der für dich idealen Kombination aus Binge- und Snack-Schreiben.

Viel Erfolg und bon appétit! 😊

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