Wiedereinsteigen in die Promotion: So findest du nach einer langen Pause wieder rein
Du hast deine Promotion für Monate oder sogar Jahre pausiert und das schlechte Gewissen begleitet dich wie ein unsichtbarer Rucksack? Ganz gleich, ob Elternzeit, Krankheit, eine Lebenskrise oder einfach ein übervoller Alltag der Grund für deine Pause war – so wie dir geht es vielen.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du den Faden wieder aufnehmen kannst, den Wiedereinstieg in die Promotion nachhaltig gestaltest, deine Erwartungshaltung realistisch setzt und Schritt für Schritt wieder in deinen Arbeitsflow findest.
Inhaltsverzeichnis
Der Rucksack des schlechten Gewissens 🎒
Schritt 1: Deine Erwartungshaltung prüfen – Sanfter Wiedereinstieg statt Strohfeuer 🔥
Schritt 2: Zeiträume schaffen – Warum Snack-Schreiben jetzt dein bester Freund ist ⏱️
Schritt 3: Inhaltliche Bestandsaufnahme – Wo stehst du wirklich? 🗺️
Schritt 4: Anknüpfungspunkte finden – Kleine Aufgabenpakete gestalten ✅
Der Rucksack des schlechten Gewissens 🎒
Monate.
Manchmal sogar Jahre.
Vielleicht hast du ein Baby bekommen und warst in Elternzeit.
Oder eine längere Krankheit hat dich außer Gefecht gesetzt.
Vielleicht bist du in eine neue Stadt gezogen, hast einen neuen Job begonnen, und es standen so viele Dinge an, dass einfach keine Zeit mehr für die Dissertation blieb.
Manchmal ist es auch eine tiefe Lebenskrise wie der Verlust eines geliebten Menschen, die dich zwingt, zu pausieren und dein Leben komplett neu zu sortieren.
Oder es war einfach der ganz normale Alltag, der so voll war, dass die Dissertation immer weiter in den Hintergrund gerückt ist, bis sie fast völlig von der Bildfläche verschwunden schien.
Wobei: So völlig verschwunden ist sie wahrscheinlich nie. Selbst wenn du über Monate oder Jahre keinen nennenswerten Fortschritt an deinem Promotionsprojekt machst, heißt das ja nicht, dass du die Dissertation vergessen hast.
Im Gegenteil: Vielen, die nicht aktiv daran arbeiten, ist das Promotionsprojekt trotzdem ständig präsent. Das schlechte Gewissen begleitet einen wie ein Rucksack, den man an einem heißen Sommertag überall mitschleppt. Die Dissertation ist nicht im Fokus, aber doch irgendwie da – und sie stört, nervt und bremst einen aus.
Vielleicht kennst auch du solche Gedanken:
Einen entspannten Urlaub genießen? – Eigentlich sollte ich ja etwas für die Diss machen.🙄
Zufrieden auf die eigene Leistung im Job blicken? – Naja, das mit der Promotion ist ja nicht so eine Glanzleistung. 😒
Ein neues Renovierungsprojekt starten? Sich einen Hund anschaffen? Ein Baby bekommen? – Besser nichts neues Großes starten, ich schaffe ja nicht mal die Dissertation. ☹️
…
Wenn die Dissertation keine Rolle mehr im Alltag spielt, aber zu einer emotionalen Belastung geworden ist, ist es definitiv Zeit, einen Neuanfang zu wagen.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, wie du den Faden wieder aufnehmen kannst und den Wiedereinstieg in die Promotion nach einer längeren Pause in vier Schritten meisterst – und zwar so, dass du von nun an einen nachhaltigen Weg findest, die Dissertation in dein Leben zu integrieren.🌱
Los geht’s.
Dein Neustart in 4 Schritten
Schritt 1: Deine Erwartungshaltung prüfen – Sanfter Wiedereinstieg statt Strohfeuer 🔥
Bevor du dich nun voller Elan in die Arbeit an deinem Promotionsprojekt stürzt, möchte ich unbedingt über das Thema Erwartungen sprechen. Wenn du dich nach einer längeren Pause dazu entschlossen hast, wieder loszulegen, hast du dir bestimmt hohe Ziele gesteckt:
"Ab jetzt ziehe ich es richtig durch!"
"In diesem Monat schreibe ich Kapitel X fertig, danach Kapitel Y."
"Jetzt gebe ich richtig Gas und hole alles auf, was liegengeblieben ist.”
Wenn du dich nun so richtig in dein Promotionsprojekt stürzen möchtest und es ab jetzt höher priorisieren willst, ist das zwar löblich, aber was wir dabei nicht vergessen dürfen: So ein Wiedereinstieg ist häufig mit einem ziemlich hohen Aufwand verbunden – sowohl in Bezug auf die inhaltliche Arbeit als auch emotional.
Wir müssen uns dem stellen, was wir in den letzten Monaten oder sogar Jahren nicht gemacht haben. Wir müssen ehrlich hinschauen, um zu prüfen, wo wir in unserem Promotionsprojekt überhaupt stehen. Wir müssen uns wieder ins Thema einfinden, wir müssen wieder ins Schreiben kommen. Und wir müssen Wege finden, die Promotion in unser Leben zu integrieren.
Genau wie du nach einer langen Trainingspause nicht von jetzt auf gleich täglich mehrere Stunden Sport machen könntest, ist es auch beim Wiedereinstieg in die Promotion empfehlenswert, es langsam anzugehen.
Ich weiß, die Verlockung ist groß, ab jetzt alles aufholen zu wollen, was in der Vergangenheit nicht gemacht wurde.
Aber der Wiedereinstieg in die Promotion soll ja nachhaltig sein. Kein Strohfeuer, das dich zwei Wochen lang richtig durchziehen lässt, nur damit du danach völlig ausgebrannt das Handtuch wirfst.
Mit deinem Wiedereinstieg möchtest du Wege finden, wie du von nun an kontinuierlich an deinem Promotionsprojekt arbeiten kannst.
Prüfe also im ersten Schritt deine Erwartungshaltung: Was erwartest du von dir mit deinem Wiedereinstieg?
Große Schritte, richtig viel Fortschritt, eine große Kraftanstrengung, damit du schnell vorankommst?
Falls du dich bei solchen Gedanken ertappst, dann lade ich dich ein, zu prüfen, ob du nicht auch einen sanfteren Wiedereinstieg wählen kannst.
Vielleicht ist das primäre Ziel deines Wiedereinstiegs nicht der riesengroße inhaltliche Fortschritt im Projekt.
Vielleicht ist es sinnvoller, sich zunächst das Ziel zu setzen, eine tragfähige, gute Routine aufzubauen, durch die du von nun an das Promotionsprojekt wieder fest in dein Leben integrieren kannst.
Denn das ist der Grundstein für langfristigen Erfolg.
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Schritt 2: Zeiträume schaffen – Warum Snack-Schreiben jetzt dein bester Freund ist ⏱️
Nachdem wir unsere Erwartungen geprüft und vielleicht etwas angepasst haben, geht es an den zweiten wesentlichen Schritt. Denn um einen Wiedereinstieg zu schaffen, brauchst du ganz klar: Zeit für dein Promotionsprojekt.
Schreibzeiten können aber nun auf ganz unterschiedliche Weisen organisiert werden. Für eine grobe Unterscheidung von Strategien haben sich die Begriffe Binge- und Snack-Schreiben etabliert.
Beim sog. Binge-Schreiben nutzt du große Zeitfenster für die Arbeit an der Dissertation. Zum Beispiel einen halben oder einen ganzen Tag. Du blockst dir die Zeit und kannst ungestört und lange an deiner Dissertation arbeiten.
Beim sog. Snack-Schreiben hingegen arbeitest du während kurzer Zeitfenster: 15, 20, 30 oder 45 Minuten – und das möglichst häufig und regelmäßig. Vielleicht gleich morgens nach dem Aufstehen, vielleicht im Zug auf dem Weg ins Büro oder vielleicht abends noch kurz nach dem Abendessen am heimischen Schreibtisch.
Beide Strategien haben Vor- und Nachteile (mehr dazu kannst du in diesem Blogbeitrag erfahren). Insbesondere für den Wiedereinstieg in die Promotion nach einer längeren Pause möchte ich dir aber ans Herz legen, das Snack-Schreiben auszuprobieren.
Denn Snack-Schreiben bietet einige Vorteile, die für einen sanften Wiedereinstieg toll sind:
Leichte Integration in den Alltag: Kurze Zeitfenster lassen sich viel einfacher und flexibler in deinen Tagesablauf einbauen als lange Schreibsessions.
Höhere Regelmäßigkeit: Dadurch, dass du Snack-Schreiben leichter einbauen kannst, arbeitest du regelmäßiger. Und Kontinuität ist der Schlüssel, gerade nach einer längeren Pause!
Aufbau von Schreibroutine und Sicherheit: Die Regelmäßigkeit trainiert deine "Schreibmuskeln". Du wirst routinierter und sicherer im Erarbeiten von Inhalten und im Verfassen wissenschaftlicher Texte.
Im-Thema-Bleiben: Du verlierst den Faden deiner Dissertation nicht mehr. Da die Snacks oft kurz hintereinander folgen, bist du schneller wieder drin und kannst direkt loslegen, ohne dich neu einarbeiten zu müssen.
Kontinuierlicher Fortschritt: Regelmäßige Schritte führen zu stetigem Fortschritt – und stetiger Fortschritt motiviert!
Vorbeugen von Schreibblockaden: Regelmäßiges Schreiben macht das Schreiben zu einer natürlichen Gewohnheit und beugt damit Blockaden vor.
Effektiv gegen Prokrastination: Es fällt ungemein leichter, sich für 15, 20 oder 30 Minuten aufzuraffen, als sich für einen ganzen Binge-Schreibtag zu überwinden.
Keine Erschöpfung: Du überforderst dich nicht und hast noch genug Zeit und Energie für dein Leben neben der Promotion.
Im zweiten Schritt deines Wiedereinstiegs empfehle ich dir also, dir aktiv kleinen Zeitfenster in deinem Alltag zu schaffen. Blockiere sie bewusst in deinem Kalender – egal, ob morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause oder abends, wenn die Kinder im Bett sind. Diese Schreib-Snacks sind dein Schlüssel zu einem sanften, aber stetigen Wiedereinstieg.
Schritt 3: Inhaltliche Bestandsaufnahme – Wo stehst du wirklich? 🗺️
Du hast nun also deine Erwartungshaltung reflektiert und dir Zeiträume für deinen Wiedereinstieg geschaffen – nun kann es losgehen!😊
Aber womit überhaupt?
Wenn du länger nicht am Promotionsprojekt gearbeitet hast, dann ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme. Du brauchst nun einen ehrlichen Blick auf den aktuellen Stand deines Promotionsprojekts.
Nimm dir bewusst Zeit, um …
… alle vorhandenen Dokumente zu sichten: Öffne die Ordner, schau dir alte Notizen, Literaturlisten, Rohfassungen oder Datenanalysen an. Was existiert bereits?
… den Status jedes Teils zu bewerten: Wo bist du damals stehen geblieben? Was war der letzte konkrete Arbeitsschritt? Was ist noch klar, was erscheint dir fremd?
… ehrlich zu dir selbst zu sein: Es ist völlig normal, wenn sich Teile deiner Arbeit nach so langer Zeit nicht mehr vertraut anfühlen oder wenn sich deine Perspektive auf das Thema geändert hat. Halte den Blick aus und sei dabei respektvoll mit deinen bisherigen Ergebnissen. Alles, was du schon hast, ist dein Fundament, mit dem du weiterarbeiten kannst – selbst wenn es sich noch stark überarbeitungsbedürftig anfühlt.
Diese Bestandsaufnahme hilft dir, eine realistische Ausgangsbasis zu schaffen.
Schritt 4: Anknüpfungspunkte finden – Kleine Aufgabenpakete gestalten ✅
Nachdem du die inhaltliche Bestandsaufnahme durchgeführt hast und weißt, wo du stehst, geht es darum, konkrete Anknüpfungspunkte für deinen Wiedereinstieg zu finden.
Welche konkreten Aufgaben nimmst du dir nun also vor?
Und hier kommt ein wichtiger Hinweis: Was ich dir nun nicht empfehlen würde, ist, dir einen detaillierten Zeitplan mit Meilensteinen (wie Theorieteil fertig schreiben, Daten interpretieren etc.) zu erstellen.
Solche starren Zeitpläne funktionieren in den seltensten Fällen. Besonders kritisch sehe ich solche Zeitpläne nach einer langen Pause, denn zu viele Dinge sind noch unbekannt, um einen ansatzweise realistischen Zeitplan erstellen zu können.
Wenn du zum Beispiel noch nicht mit der Literaturrecherche begonnen hast (oder dich lange nicht mehr damit beschäftigt hast), dann kannst du noch nicht einschätzen, wie lange du brauchst, um dich in ein bestimmtes Thema einzulesen. Wenn du deine Daten noch nicht ausgewertet hast, weißt du nicht, welche Ergebnisse dabei herauskommen werden und wie viel Zeit du für die Interpretation tatsächlich brauchst. Und so weiter.
Zeitpläne führen meistens zu Frustration.
Ich kenne keine Doktorandin und keinen Doktoranden, bei der oder dem Zeitpläne mit konkreten Meilensteinen gut funktionieren. (Mehr über Zeitpläne und warum man sie mit Vorsicht genießen sollte, kannst du in diesem Blogbeitrag lesen.)
Statt einen Zeitplan mit Meilensteinen zu erstellen, empfehle ich dir, dich darauf zu konzentrieren, überschaubare Aufgabenpakete zu identifizieren. Das sind die Snacks, die du in deinen neu geschaffenen Zeiträumen bearbeiten kannst.
Wähle dabei möglichst leichte Einstiege:
Beginne zum Beispiel mit Aufgaben, die keine hohe kognitive Hürde darstellen. Das kann sein:
Eine bereits gelesene Literaturquelle noch einmal lesen und zusammenfassen.
Alte Notizen digitalisieren oder ordnen.
Die Formatierung eines Kapitels überprüfen.
Erste Ideen für ein Kapitel notieren.
Identifiziere, was dir leichtfällt: Gibt es einen Teil der Dissertation, der dir besonders Freude bereitet oder den du noch gut im Kopf hast? Starte dort! Positive Erfahrungen am Anfang motivieren enorm.
Vermeide große, undurchsichtige Aufgaben: "Kapitel 4 schreiben" ist zu groß. Zerlege es in kleinere Schritte: "Gliederung für Unterkapitel 4.1 erstellen", "Literatur für Abschnitt 4.2 sammeln", "Erste Ideen für 4.3 formulieren".
Notiere dir die Aufgabenpakete: Lege eine Liste mit diesen kleinen, konkreten Anknüpfungspunkten an. So hast du immer eine klare Aufgabe für deine nächste Schreib-Session und musst nicht jedes Mal neu überlegen.
Diese Strategie hilft dir, erste Erfolge zu feiern und Vertrauen in deine Fähigkeit zu gewinnen, wieder am Ball zu bleiben.
Faden verloren? Total verzettelt?
Lad dir den Fahrplan für deine Dissertation (für 0€) herunter und bring dein Promotionsprojekt wieder unter Kontrolle!
Fazit: Dein nachhaltiger Weg zurück zur Dissertation 🌱
Den Faden deiner Promotion nach einer langen Pause wiederaufzunehmen und dich dem Promotionsprojekt erneut zu stellen, kann ganz schön herausfordernd sein. Damit dein Wiedereinstieg zu einer guten Erfahrung wird und du Schritt für Schritt wieder in deinen Arbeitsflow zurückfindest, kannst du dich an diesen 4 Schritten orientieren:
Schritt 1: Erwartungshaltung prüfen und anpassen
Sei ehrlich zu dir selbst und wähle einen sanften Wiedereinstieg. Dein primäres Ziel ist jetzt der Aufbau einer guten Routine, nicht der sofortige inhaltliche Mega-Fortschritt.Schritt 2: Zeiträume schaffen und in kleinen Häppchen arbeiten
Nutze Snack-Schreiben, um Regelmäßigkeit zu etablieren, Hürden abzubauen und immer im Thema zu bleiben.Schritt 3: Inhaltliche Bestandsaufnahme machen
Schau dir ehrlich an, wo du stehst. Halte den Blick aus, aber behandle deine bisherigen Ergebnisse mit Respekt – sie sind dein Fundament!Schritt 4: Inhaltliche Anknüpfungspunkte finden
Identifiziere kleine, überschaubare Aufgaben, die dir den Einstieg erleichtern und dich motivieren. Vermeide starre Zeitpläne und setze auf kleine, konkrete Arbeitspakete.
Und feiere dabei jeden deiner kleinen Erfolge.😊